Juanjui, Region San Martin, Nord-Peru. Es ist 6:30 Uhr: Caly Lopez, unser Reiseführer, wartet vor dem Hostel mit Sarah und Patrick. Wir sind bereit für das Abenteuer und die Abfahrt zum Naturschutzgebiet von El Breo. Caly bringt uns zum Markt, um noch einige Einkäufe zu tätigen und führt uns dann zum kleinen Hafen. Wir steigen auf ein Boot, welches bereits ziemlich voll mit Reisenden und Waren ist. Es ist Rush-Hour auf dem Río Huallaga!
Da in Peru alles möglich ist, aber nichts sicher ist, verkündet der Kapitän nach 3-4 Fehlstarten wegen vergessenen Passagieren, dass der Start verspätet wird durch ein Motorproblem. Ruck zuck ruft Caly zwei Mototaxen und wir befinden uns auf dem Weg nach Huicungo, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Juanjui. Dort werden wir frühstücken.
Ich bin immer erstaunt über die Fähigkeit der Peruaner morgens um 8:00 Uhr eine richtige Mahlzeit zu sich zu nehmen. Aber ich muss zugeben, dass der Chicharrón heute wie Öl hinuntergeht. Während wir essen, findet Caly ein anderes Boot. Und weiter geht es!
Das Abenteuer kann endlich beginnen!
Wir fahren durch wunderschöne Landschaften von grünen Hügeln, die sich entlang des riesigen Flusses erheben. Palmen, Zuckerrohrplantagen, Wälder, … Das Boot hält von Gemeinde zu Gemeinde an, um Leute aus- oder einzusteigen lassen oder Lebensmittel und Material ab- und auszuladen.
Wir halten unter anderem in Nuevo Chimbote, wo wir uns Zeit nehmen auszusteigen während das Boot geladen wird. Und auch um zu vermeiden in der Sonne zu verbrennen.
Zu Beginn hieß diese Gemeinde Chimbote und befand sich direkt am Flussbett. Aber letztes Jahr ist das Wasser in der Regensaison viel höher gestiegen als sonst und hat das Dorf zerstört. Mit einem beeindruckenden Beispiel an Widerstandsfähigkeit haben die Bewohner Ihre Häuser wenige Zeit später etwas höher erneut gebaut. Sie heißen uns mit einer Neugier und Wohlwollen willkommen und wir teilen ein frisches Bier und unterhalten uns.
Wir erreichen das Naturschutzgebiet von El Breo
Als wir wieder losfahren, brauchen wir nicht lange bis wir den Kontrollposten des Vereins APROBROC erreichen. Dieser markiert den Eingang des Reservates von El Breo. Dort lassen wir unsere Sachen, nehmen den Fotoapparat, Handtuch und Badeanzug und steigen wieder ins Boot, um in das berühmte Reservat einzutreten.
Der Fluss Huayabamba wird schmaler und schlingt sich in einem immer mehr beeindruckenden Canyon durch. Am Ufer ist Urwald. Sehr schnell sehen wir einen Wasserfall und dann einen weiteren und eine noch weiter in der Ferne, wunderschön: Der Wasserfall Cajañahui, an dem wir sehr nah entlang fahren.
Um in den Canyon von Pishco zu gelangen, müssen vor einem breiten Wasserfall vorbeifahren und insbesondere durch sehr beeindruckenden Schnellen. Aber unser Pilot ist ein Kenner und Könner und das Boot nimmt die Schnellen problemlos. Die Durchfahrt ist in weniger als 15 Sekunden vorbei.
Wir befinden uns im Paradies!
Es ist der Eingang zum Paradies. Die Landschaften sind grandios und ich habe das Gefühl, dass ich durch den Bildschirm gegangen und in Pandora gelandet bin. Das Naturschutzgebiet von El Breo ist der Planet des Films Avatar. Da wir in der Regensaison sind, sind die Wasserfälle besonders zahlreich. Ich bin von diesem ganzen Wasser fasziniert: Wo kommt es her, mit solch einer Kraft und ohne jemals zu versiegen?
Einer der letzten Wasserfälle, an dem wir vorbei kommen hat eine Überraschung für mich … Er trägt meinen Namen, Flora!
Orte mit zahlreichen Überraschungen
Ja, das Naturschutzgebiet von El Breo hat zahlreiche schöne Überraschungen zu bieten. Wir machen einen ersten Halt. Man hat das Gefühl, dass es hier nichts Besonderes gibt, aber wir vertrauen Caly. Wir dringen zwanzig Minuten tief in den Wald ein. Wir laufen entlang einer sehr feuchten Pflanzenmauer. Dort verstecken sich außergewöhnlich große Spinnen, aber auch kleine Wellensittiche mit grünen Federn.
Am Ende des Pfades befinden sich der Wasserfall Cachirrumi und sein Becken, dass gross genug ist, damit wir darin schwimmen können. Bei der ständigen Hitze brauchen wir nicht lange und springen ins Wasser! In diesem kleinen Paradies genießen wir unser Mittagessen: Juanes, eine Spezialität der Selva auf Basis von Reis und Hähnchen in einem Bijao-Blatt gekocht.
Und endlich der Wasserfall von Breo
Nachdem wir gesättigt sind, fahren wir fort mit unserer Bootsreise bis zum zweiten Halt: Dem Wasserfall Cascada del Breo.
Wir steigen die hergerichteten Treppen zwischen Bäumen und Felsen circa 10 Minuten hinauf. Je mehr wir steigen, desto mehr hört man das Rauschen des Wassers. Es wird betäubend und wir sehen den Wasserfall zwischen den Bäumen.
Als wir oben ankommen, gibt es keine Worte mehr. In der Trockensaison ist der Wasserfall im Reservat von El Breo einfach der schönste, den ich jemals gesehen habe. Aber in der Regensaison ist es ganz einfach die Essenz der Kraft der Natur. Er ist riesig und das Wasser hat sich mit der Zeit durch den Stein, durch den es mit Kraft fließt, gefressen.
Hinreißendes Schauspiel
Wir befinden uns zwanzig Meter vom Wasserfall entfernt und dennoch spüren wir die Wasserspritzer. Caly bittet uns unsere Badeanzüge anzuziehen und all unsere Sachen vor Ort zu lassen – auch den Fotoapparat. Mit einem anderen Mitglied des Vereins führen sie uns beide hinunter zum Wasserfall. Mit viel Vorsicht steigen wir von einem Felsen zum anderen und laufen durch den unglaublich starken Fluss, um den Wasserfall zu durchqueren.
Als wir genau davor stehen, hebe ich den Kopf und bin betäubt. Ich spüre die Kraft des Flusses gegen meine Beine, die Tropfen, die auf mein Gesicht fallen. Der Wasserfall scheint kein Anfang und kein Ende zu haben. Er ist fast irreal. Es ist in solchen Momenten, das man versteht wo die wunderbaren Geschichten und der Glauben des Selva Volkes herkommen: Der Wasserfall von Breo ist kein Wasserfall, es ist einfach nur Kraft !
Glänzende Augen
Wir sind wortwörtlich geduscht und gehen den Rückweg an. Als wir erneut durch die Schnellen fahren, habe ich immer noch glänzende Augen und bin von diesen Wasserfällen beeindruckt. Mit dem Kopf nach oben sehe ich zwei Guacamayos (diese tollen bunten Papageie), die den Canyon überfliegen. Es ist entschieden: Dieses Reservat ist das Paradies.
Wir durchqueren erneut den Kontrollposten des Naturschutzgebietes von El Breo, um uns einzutragen und unsere Sachen abzuholen. Wir fahren mit dem Boot weiter, bevor wir inmitten von nirgendwo anhalten. Von hier aus laufen wir circa vierzig Minuten in Richtung der Gemeinde von „2 de Mayo“, wo wir die Nacht verbringen.
Auf dem Weg entdecken wir einen mysteriösen Wald und einen Aussichtspunkt mit einem tollen Ausblick auf das Tal, durch das sich der Huallaga schlingt. Man sieht die Gemeinde, wo wir von der Familie von Caly empfangen werden und wo wir ein leckeres typisches Essen zu uns nehmen. Es basiert auf Maduros (Bananen) und Cecina (getrocknetes Fleisch).
Nach so vielen Emotionen ein entspanntes Ende des Tages
Der Tag endet entspannt in einer Hängematte und mit einem frischen Bier und interessanten Geschichten über die Vergangenheit der Gemeinde. Tatsächlich vor einigen Jahren war „2 de Mayo“ eine Drehscheibe für Drogenhandel und demnach trafen sich hier Terroristen und Militär. Die Bevölkerung befand sich in Mitten des Feuers. Man erkennt hier noch die frühere Landebahn für die kleinen Flugzeuge und Helikopter der Armee, wie auch die der Drogenhändler.
Die starke kolumbianische Präsenz dieser Zeit hat auch Spuren in der aktuellen Kultur der Bewohner der Region hinterlassen. Wenn man Spanisch gut kennt, hört man den Slang und den Akzent, der erstaunlich nah an den des Kolumbianischen kommt.
Zweiter Tag mit der Entdeckung vom Kakao von Santa Rosa
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, um das erste Boot zu nehmen. Sarah und Patrick müssen mittags in Tarapoto sein, um ihren Flug nach Lima zu nehmen. Im Boot beobachten wir den Nebel, der sich an die Berge hängt, währen die Sonne langsam aufgeht.
Caly und ich steigen in einer anderen Gemeinde ab, Santa Rosa. Dort werden wir von seiner Familie empfangen und wir nehmen uns zwei Stunden Zeit, um uns zu entspannen, bevor wir den Tag starten. Er führt mich durch die Kakao- und Bananenkonzession bis zum botanischen Garten.
Ein erfolgreich umgewandeltes Land
An diesem Ort wurde damals Koka angebaut. Die Erde war demnach ziemlich zerstört durch die Benutzung von chemischen Produkten. Nur Unkraut wuchs hier. Dank der erstaunlichen Eigenschaften des Baumes Huahua wurde der Boden gereinigt und heutzutage befindet sich hier ein wirklicher Garten mit 300 unterschiedlichen Pflanzenarten.
Caly hat Spaß, mich unbekannte Früchte probieren zu lassen oder mich mit 100% natürlichem Rot zu schminken. Dieses stammt von einer Frucht, die dem „Affenkamm“ ähnlich sieht. In diesem Garten findet man auch den Ayahuasca, die bekannte Schlingpflanze, die sich im Zentrum des peruanischen Schamanismus befindet.
Da der Ort sich in Höhe befindet, bietet er ebenfalls einen unglaublichen Ausblick auf die Berge und das Tal. Alles ist wunderschön grün.
Wir laufen bergab durch die Kuhweiden der Gemeinde und gehen uns vor dem Mittagessen direkt am Wasser des Flusses erfrischen.
Am Nachmittag führt mich Caly zur Erkundung des Kakaos und dem benötigten Verfahren, um die Bohne zu erlangen und zu behandeln. Wenn man ein Stück Schokolade kostet, denkt man bei Weitem nicht an die Arbeit, die dahinter steckt. Sei es nur die Ernte, Fermentierung und Trocknung der Bohne.
Ein weiterer Tag im Paradies geht zu Ende
Ich verbringe das Ende des Tages damit Panes del arbol, eine Art Kastanie, mit den drei jüngsten Töchtern der Familie zu schälen und mich dabei mit ihnen zu unterhalten – mit einem Gefühl wie „zu Hause“. Der Abend verläuft ruhig, wie es in dieser kleinen Gemeinde normalerweise der Fall ist. Die Zikaden, Grillen und andere Insekten des Waldes hört man auch.
Ich werde am nächsten Morgen das Boot nach Juanjui nehmen. Leider muss ich das Naturschutzgebiet von El Breo, mein Pandora auf Erden, verlassen.
Zusätzliche Hinweise:
- Es gibt andere Möglichkeiten für Touren (Trekking, Grotten, Camping …) je nach Lust und Laune, Budget und Saison.
- Die Tour kann, wie es be unserer der Fall war (kollektiver Transport etwas umgeleitet zu Ende des Ausflugs), privat und angepasst werden, je nach Budget und Teilnehmeranzahl
- Reiseführer in Spanisch und Englisch
- Möglichkeit für ein Volontariat mit APROBROC
Dieser Artikel wurde von Flora Goldgran verfasst. Sie hat sich in Peru verliebt und hat 2015 6 Monate in der Region San Martin gelebt und dabei den Reichtum des Nordens intensiv kennen gelernt. Bevor hatte sie im Jahre 2014 bereits den Süden kennen gelernt. Sie hat ein Auslands-Semester in Lima studiert und dann ihr Diplom von der Ecole de Commerce Grenoble erlangt. Sie können ihr auf ihrem Blog folgen. Herzlichen Dank, Flora!